Ziegenzucht in Nepal – Ein Weg aus der Armut

In Nepal leben viele Menschen, besonders in ländlichen Gebieten, in großer Armut und haben nur sehr begrenzte Einkommensmöglichkeiten. Oft fehlt es an Geld für Kleidung, Schulgeld oder medizinische Versorgung. Ein Großteil der Bevölkerung in Nepal lebt von der Subsistenzwirtschaft, das heißt, sie leben von dem, was sie selbst für den Eigenbedarf anbauen: überwiegend Getreide wie Reis, Weizen und Mais oder Kartoffeln und verschiedene Kohlsorten.

Die Ziegenhaltung und die damit verbundene Ziegenzucht ist seit Jahren unser erfolgreichstes Projekt zur Einkommenssicherung „unserer“ nepalesischen Familien in der Bergregion rund um Lamidanda, und sie hat sich damit als wirksames Mittel zur Armutsbekämpfung etabliert. Die Ziegenhaltung verbindet die traditionelle Lebensweise der Bergbauern mit wirtschaftlicher Entwicklung und schafft Einkommensmöglichkeiten, besonders für Frauen und benachteiligte Familien – die nach  strengen Kriterien ausgewählt und in das Ziegenzuchtprogramm aufgenommen werden.

Das Hans-Andree-Projekt: Hans Andree ist der Namensgeber für unser bedeutendes Projekt, denn Hans Andree hat dem Nepalschulverein Lamidanda e.V. einen Teil seines Erbes vermacht. Schon zu Lebzeiten war er ein treuer Begleiter und war begeistert von unserem unermüdlichen Einsatz in den entlegenen Bergdörfern Nepals. Das Hans-Andree-Projekt umfasst in erster Linie die Ziegenhaltung, beinhaltet aber auch insgesamt die Förderung des Lebensunterhalts, wie die Verbesserung von Anbaumethoden hinsichtlich  unterschiedlicher Nutzpflanzen, optimierte Bewässerung der terrassierten Felder, Haltung von Wasserbüffeln und Hühnern.

Warum insbesondere Ziegen? Ziegen sind bestens an das bergige Gelände und an magere Futterbedingungen angepasst – sie sind widerstandsfähig, pflegeleicht, brauchen wenig Platz und können in selbstgebauten Stallungen bzw. Unterständen gehalten werden. Sie liefern Milch zum Trinken und Kochen, ihr Fleisch ist mit einem hohen Eiweißgehalt sehr nahrhaft – beides wichtige Nahrungsmittel für den Eigenbedarf. In diesem Zusammenhang spielt die Ziegenzucht eine immer wichtigere Rolle als Mittel zur Selbstversorgung. Sogar der Ziegenmist wird verwendet und als natürlicher, hochwertiger Dünger auf die Felder gebracht, was die Nutzpflanzen besser gedeihen lässt und die Erträge erhöhen.

Eine weitere, wichtige Komponente in der Ziegenhaltung: sie sorgen für Nachwuchs. Besonders lohnend ist der Verkauf einer ausgewachsenen Ziege. Durch den Verkauf einer Ziege ist eine Familie für mehrere Monate mit ausreichend Geld versorgt, und sie kann sich die unterschiedlichsten Dinge leisten,  wie z.B. Kühlschrank, Gaskocher, Radio. Das Geld reicht auch für Kleidung, und man kann regelmäßige Schulgebühren bezahlen. Aber auch Handys gewinnen besonders bei der jüngeren Generation immer mehr an Bedeutung. Man kann sich mal eben austauschen, sei es untereinander oder auch mit den Menschen der benachbarten Dörfer. Außerdem dient das Smartphone als wichtigstes Medium für Informationen bzw. Nachrichten.

Aber die Verbesserungen im Lebensunterhalt unserer nepalesischen Familien, die von unserem Ziegenzuchtprogramm profitieren, braucht Zeit. Zu Beginn werden einer Familie vier Ziegen zur Verfügung gestellt. Es dauert zwei bis drei Jahre, bis schließlich Erfolge messbar und Verbesserungen spürbar sind. Für ein zufriedenstellendes Einkommen benötigt eine Familie 10-15 Ziegen. Der Verkauf von zwei bis drei Tieren pro Jahr, sichert den Familien eine finanzielle Stabilität und ist damit eine nachhaltige und dauerhafte Möglichkeit zur Verbesserung der Lebensqualität.

Schulkinder sitzen zu einer Feierlichkeit des Nepalschulprojektes auf dem Schulhof.
Schulkinder sitzen zu einer Feierlichkeit des Nepalschulprojektes auf dem Schulhof.
Zwei Kinder aus Nepal treiben einige Ziegen vor sich her.
Schulkinder sitzen zu einer Feierlichkeit des Nepalschulprojektes auf dem Schulhof.
Schulkinder sitzen zu einer Feierlichkeit des Nepalschulprojektes auf dem Schulhof.